Die Wandlungsphase der unterschwelligen Veränderung

Um die Wandlungsprozesse in der Natur besser beschreiben zu können, haben die alten Chinesen die Fünf-Elemente-Lehre entwickelt. Die fünf Elementarkräfte Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser fungieren als Sinnbilder für alle Erscheinungsformen und Dynamiken, die wir in der Welt beobachten können. Das 5. Element Wasser steht unteranderem für Anpassung, Kommunikation und Tiefgang.

​In unseren gemäßigten Breiten ist Wasser allgegenwärtig. Wir nehmen es kaum noch wahr, es sei denn, es fällt als kalter Nieselregen auf uns herab. Doch ohne Wasser wäre die Natur hier nicht so üppig und ertragreich.

Ähnlich verhält es sich mit Früchten vom amerikanischen Kontinent: Kaum ein schmackhaftes Essen, in dem nicht Kartoffeln, Bohnen, Mais, Paprika, Chili, Kürbis oder wenigsten Tomate vorkommen. Sie haben sich so selbstverständlich in unsere Küchen und Gärten geschlichen, dass wir ihre wahre Herkunft vergessen haben. Oder wusste ihr, dass Blau- und Erdbeeren ursprünglich aus der neuen Welt stammen?
Und ohne Frage haben Kakao und Tabak die europäische Kaffeehauskultur bereichert. So manches literarisches, bzw. philosophisches Werk wäre sicherlich ohne deren Konsum nicht entstanden.

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​Vor dem Wasser sind alle gleich

Sicherlich habt ihr es schon erraten: Nord- und Südamerika werden dem Element Wasser zugeordnet. Eine wichtige Eigenschaft ist seine Egalität. Wird Wasser in ein Gefäß gegossen, bildet sich immer eine glatte Oberfläche. Dabei ist es gleich, ob das Gefäß hoch oder breit ist.

Kommen wir zurück zu Amerika, bzw. zu seinen Ureinwohnern. Bis auf die großen Kulturen der Azteken, Maya und Inka leben / lebten die meisten indigenen Völker in Sippen zusammen, die weitestgehend klassenlos und in denen Mann und Frau gleichberechtigt waren / sind. Zugegeben, solche Gesellschaftsformen gibt und gab es in ähnlicher Form weltweit, aber die Lebensweise der Irokesen beeindruckte die englischen Siedler im 18. Jahrhundert so sehr, dass sie in unsere moderne Demokratie einfloss.

Die Irokesen werden in den USA oft als die “Six-Nations” bezeichnet. Sie sind ein Völkerbund aus den Stämmen der Cayuga, Mohawk, Oneida, Onondaga, Seneca und Tuscarora. Sie selbst bezeichnen sich als Haudenosaunee – Leute des Langhauses.

Traditionell lebten die Stämme in Langhäusern, in denen bis zu 20 Familien wohnten. Oberhaupt war immer die älteste Frau des Clans. Sie wählte den Häuptling, der den Clan nach Außen vertrat.

Als Reaktion auf die weißen Siedler bildeten die o.g. Stämme eine Konförderation, um sich besser gegen die neuen Nachbarn behaupten zu können. In ihrem Rat wurden wichtige Entscheidungen im Konsens getroffen. 

Kampf um Unabhängigkeit und Gleichberechtigung

Im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung imitierten viele englische Siedler und Siedlerinnen der Kolonien die Kultur der Irokesen. Der Gipfel war die Boston Tea Party, dem Auftakt des Unabhängigkeitskrieges. In dieser Nacht warfen als Irokesen verkleidete Bostoner Tee aus Großbritannien von Handelsschiffen in den Hafen von Boston. Und als die Gründungsväter der USA die Unabhängigkeitserklärung unterzeichneten, orientierten sie sich an den Prinzipien des Haudenosaunee-Bundes. Die Gründung der ersten modernen Demokratie löste eine Welle von Demokratiebewegungen aus – erst in Europa, später weltweit – die bis ins 20. Jahrhundert andauerte.

Zum Leidwesen der nicht reichen Siedler und der Frauen wurden viele Prinzipien der Gleichberechtigung nicht von den Haudenosaunee übernommen. Bis heute kämpfen Arbeiter:innen und Frauen für echte Gleichberechtigung. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Karl Marx beim Schreiben des Kapitals sich auch auf Bücher bezog, die die Kultur der Irokesen beschrieben.

Wasser im Feng Shui

Die Wandlungsphase Wasser ist form- und grenzenlos. Ihre Bewegung ist nach unten gerichtet. Wasser lässt sich nicht fassen – nur auffangen. Traditionell wird dieser Elementarkraft der Winter zugeordnet.

Yang-Wasser kommt in Form von Starkregen, Wasserfällen, Flut oder stürmischen Meer daher und steht für Dynamik, Wendigkeit und Energie. Yin-Wasser zeigt sich in der Natur als Nebel, Wolken, Tautropfen, Eiskristalle und sanfte Regen- oder Schneefällen. Es nährt Lebewesen und lässt Pflanzen wachsen. Es steht aber auch für den steten Tropfen, der den Stein höhlt.

​Formen, Materialien und Farben

In der Architektur wird Wasser keine Form zugeordnet, gleichzeitig jedoch verkörpert es alle Formen! Verwinkelte Gebäude, die im Laufe der Zeit viele Anbauten erhalten haben, wirken oft strukturlos und fallen daher in die Kategorie des Wasserelements. Auf urbaner Ebene steht für mich meine Heimatstadt Berlin für die 5. Wandlungsphase. Bedingt durch den 2. Weltkrieg, die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands gibt es hier viele verschiedene Baustiele. Besonders innerhalb des S-Bahnrings sieht man neben historischen Bauten viele Gebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie der Jahrtausendwende.

Nicht nur im übertragenem Sinne ist Glas das Baumaterial des Wasserelements. Glas ist ein amorpher Feststoff, d.h. seine Atome liegen in einer zufälligen Anordnung vor. Damit ähnelt es Flüssigkeiten. Dennoch ist es fest genug, um seine Form für Jahrhunderte zu behalten.

Schwarz und Dunkelblau sind die Farben des Elements Wasser. Sie haben eine beruhigende, kühlende Wirkung. Zuviel jedoch lässt Räume schnell eingefroren wirken. Ein kleiner Springbrunnen – an der richtigen Stelle platziert – wirkt hingegen energetisierend.

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Wasser in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Der Funktionskreislauf Wasser wird vom Meridianpaar Niere (Yin) und Blase (Yang) gebildet. Auf physischer Ebene bilden sie die Kläranlage des Körpers.

Der Blasen-Meridian verläuft von den inneren Augenwinkeln über Kopf und Rücken bis hinunter zum kleinen Zeh. Dadurch ist er eng mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Er regelt Para- und Sympathikus, also An- und Entspannung im Körper. In der TCM wird nicht zwischen Physis und Psyche unterschieden. Daher wundert es nicht, dass der Blasen-Meridian als Auffangbecken der Emotionen gilt. Wird der innere Druck zu groß, haben wir zwei Möglichkeiten uns davon zu befreien: Weinen oder Wasser lassen. Sind wir nicht in der Lage das erstere zu tun, werden wir zum Dauergast auf der Toilette.

Der Nieren-Meridian entspringt im Mittelfuß, läuft über die Fußsohle zu den Innenknöcheln und von da aus an den Innenseiten der Beine hinauf. Im Schambereich wechselt er auf die Bauchseite und läuft nahe der senkrechten Körperachse bis zum Ansatz der Schlüsselbeine. Die Nieren, unsere körpereigenen Klärwerke, sind die Namensgeber des Meridians. Sie sehen aus wie zwei übergroße Bohnen.

In der TCM wird gerne mit Metaphern gearbeitet: Bohnen sind Samen, die das ganze Potenzial einer Pflanze enthalten. Bei Pflanzen kommt es auf den Standort und die äußeren Umstände an, ob sie ihr volles Potenzial entfalten können. Der Mensch dagegen hat die Möglichkeit, die Beine in die Hand zu nehmen und sich seine optimale Umgebung zu suchen. Das bedeutet jedoch oft erst einmal, ins kalte Wasser springen zu müssen. Viele fürchten sich vor Veränderung und kriegen deswegen kalte Füße.

Loch im Topf des Lebens

Aber es gilt: “Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.” Bleiben wir in einer unguten Situation, bedeutet das Dauerstress für unseren Körper. Mit der Zeit wirkt er wie ein Loch in dem Topf, der unsere Lebensenergie hält. Je größer das Loch ist, um so schneller fließt unser Jing (Lebensessenz) ab. Das lässt uns schnell alt aussehen.

Bei den vielen Metaphern und Analogien wundert es nicht, dass laut Emotionscode Blase und Niere Emotionen wie Angst und Schrecken, Inneren Konflikt sowie Schwäche produzieren.

Wasser im gesellschaftlichen Kontext

Wasser steht auch für Kommunikation und die dazugehörigen Medien. Vor ein paar Jahren hörte ich einmal die Geschichte, dass 2 Buckelwalmännchen aus dem Atlantik in den Pazifik geschwommen sein und dort ihre Artgenossen dazu gebracht hätten, ihren Gesang zu übernehmen. Nun, da bin ich offensichtlich einem Gerücht aufgesessen.

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Zumindest hat dieses Gerücht einen wahren Kern. Tatsächlich ist nämlich so, dass sich die Gesänge der pazifischen Buckelwalpopulationen jährlich von West nach Ost verändern. So beobachtet ein Forscherteam der Forscherteam der University of Queensland , wie sich eine bestimmte Melodie von 2016 bis 2018 von Westaustralien über Französisch Polynesien bis nach Ecuador ausbreitet.

Sprache im Wandel

So etwas ähnliches beobachtet ich auch seit einigen Jahren in Deutschland. Nach und nach werden bisher gängige deutsche Wörter oder Wortgruppen durch Englische ersetzt. Beispielsweise wurde aus “unterstützen” “supporten” und aus “Grübeln” wurde “Overthinking”. Oder “Es hat einen großen Einfluss auf…” wurde zu “Es hat einen starken Impact auf…”. Die Liste lässt sich noch ewig fortsetzen.

Bei vielen Influencer:innen ist es mittlerweile soweit, dass sie eine Art Piginsprache sprechen, in der nur noch die Grammatik deutsch ist. Bedenklich finde ich es es in diesem Zusammenhang, dass der öffentliche Rundfunk – der eigentlich einen Bildungsauftrag hat – das Phänomen aufgreift und die deutsche Sprache durch englische Begriffe und Redewendungen immer mehr verwässert.

Meine lieben internationalen Leser uns Leserinnen, wie ist es in eurem Land? Könnt ihr auch solche Trends bei euch feststellen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare. Ansonsten danke ich allen, die mich auf der Entdeckungseise über die 5 Wandlungskräfte begleitet haben. Ich wünsche allen schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.

Bildnachweis:
Welle: Silas Baisch auf Unsplash
Heiße Schokolade: Blandine JOANNIC auf Pixabay

Berlin: Florian Wehde auf Unsplash
Walflossen: PublicDomainPictures auf Pixabay

 

Interessante Quellen:
Fröhling, Th. & Martin, K., Feng Shui heute, 1999
Mandl, Mike, Meridiane. Landkarten der Seele, Bacopa 2020
netzwerk-regenbogen.de/irokbd051030.html
www.deutschlandfunk.de/schwerpunktthema-edel-grausam-und-demokratisch
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36061519
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