
Elementarkraft Holz
Die Wandlungsphase des Wachstums
Um die Wandlungsprozesse in der Natur besser beschreiben zu können, haben die alten Chinesen die Fünf-Elemente-Lehre entwickelt. Die fünf Elementarkräfte Holz, Feuer, Erde, Wasser, Metall und Wasser fungieren als Sinnbilder für alle Erscheinungsformen und Dynamiken, die wir in der Welt beobachten können. In dieser Reihe möchte ich euch die 5 chinesischen Elemente näherbringen, beginnend mit dem Holz als Symbol für den Frühling.
Holz steht in der chinesischen Elementarlehre für Wachstum, Erneuerung und für Durchsetzungskraft. Seine Bewegungsrichtung ist nach oben und außen gerichtet, ähnlich wie bei einer Springbrunnenfontäne oder dem astrologischen Symbol für das Sternzeichen Widder, welches bei uns für den Frühlingsbeginn steht. Ist das Element in seiner Kraft, kann es in seinem Drang kaum aufgehalten werden. Man denke nur an den Löwenzahn, der sich seinen Weg durch den Asphalt bahnt.
In seiner Yang-Form tritt Holz als großer, kräftiger Baum in Erscheinung. Er ist zäh, robust, hart, rau und unverrückbar. Yin Holz zeigt sich beispielsweise in Form von Blumen, Gras, Bambus und Rankpflanzen. Sie eint ihre Weichheit, ihre Flexibilität und ihre Anpassungsfähigkeit. Allen Pflanzen gemein ist, ihre Fähigkeit sich zu vernetzen. Man denke nur an das Wurzelwerk unter unseren Füßen, über das Nahrung und Informationen ausgetauscht werden.
Holz im Feng Shui
Dem ersten Element im Wandlungszyklus kommt eine zentrale Bedeutung im Feng Shui zu, da es Räume mit Lebenskraft und Frische erfüllt. So harmonisieren Pflanzen mit runden oder weichen Blatt- und Blütenformen den Chi-Fluss. Wer keinen grünen Daumen hat, kann auf grüne, grünblaue oder holzfarbende Farbtöne zurückgreifen. Oder man arbeitet mit Dekorationselementen, die einem stehenden Rechteck / Quader oder einer Säule gleichen. In der Architektur wird das Element Holz durch Wolkenkratzer verkörpert. Hier residieren meist Banken und Großkonzerne – Sinnbilder für unsere derzeitige Wirtschaftsform den Kapitalismus.
Negative Ausprägung von Holz
Der Kapitalismus ist für mich ein treffendes Beispiel für ein zu starkes Holzelement. Wie im Erschöpfungszyklus beschrieben, saugt diese Wirtschaftsform ihre Res-Sourcen aus (Source: Englisch / Französisch für Quelle). Was passiert aber mit Holz, dem das Wasser ausgeht? Richtig, es geht in Flammen auf und übrig bleibt nur Asche (Elementarkraft Erde). Natürlich möchten die Oligarchen dieser Welt ihr Geld nicht in der Pfeife rauchen. Deshalb setzen sie so gerne das Kontrollelement Metall in Form von Krieg ein.

Holz in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Der hierzulande bekannteste Aspekt der TCM ist die Akkupunktur. Auch die TCM beruht auf der Fünf-Elemente-Lehre. So werden die Organe Galle (Yang) und Leber (Yin) und die dazugehörigen Meridiane der Wandlungsphase Holz zugeordnet.
Die Gallenblase kontrolliert die Verteilung der Nährstoffe im Körper, sie regelt Menge und Mischung der Verdauungs-Säfte. Metaphorisch gilt sie als Organ der Willensäußerung und Handlungsplanung. Die Leber ist das Organ der Entgiftung. Zudem kümmert sie sich um die Blutversorgung unseres Bewegungsapparates (Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder) und verteilt so die Lebensenergie im Körper. Der Lebermeridian steht für den nötigen An-Trieb, den wir brauchen, um im Leben voranzukommen. Aber er bringt auch in uns die phantastischsten Ideen zum Blühen. Laut Emotionscode entstehen in diesen beiden Organen im unausgeglichenem Zustand negative Emotionen wie Wut, Frustration, Unentschlossenheit oder Schuld.
Holz im gesellschaftlichen Kontext
Energetisch gesehen steht Europa für das Element Holz. Gleiches gilt auch für seine Völker. Niemand anderes als wir Europäer waren so erfolgreich darin die Welt zu erobern und auszubeuten. Andererseits gehen viele Erfindungen auf uns zurück, welche die menschliche Lebensweise nachhaltig (für die Meisten zum Positiven) verändert haben. Nicht verwunderlich bei den Holz-Eigenschaften wie Tatendrang, Entschlossenheit, Kampf- und Erfindungsgeist.
Interessanter Weise begünstigten diese Eigenschaften die Erfindung der Demokratie. Denn da, wo es viele Anführerpersönlichkeiten gibt, kann es keinen Alleinherrscher geben. Augenfälliges Beispiel hierfür ist das Römische Reich: Im Gegensatz zu chinesischen Kaisern mit einer durchschnittlichen Regierungszeit von 20 bis 30 Jahren waren die römischen Kaiser im Schnitt nur 2 bis 15 Jahre an der Macht. Für viele endete ihre Herrschaft durch einen gewaltsamen Tod.
Die Gemeinschaft vor lauter Individuen nicht sehen
Im positiven Sinne lassen sich europäisch geprägte, gesellschaftliche Organisationsformen mit einem Mischwald vergleichen. Auf den ersten Blick sehen wir viele unterschiedliche Baumarten, die um die knappe Ressource Sonnenlicht kämpfen – nach dem Motto: Der Stärkere gewinnt. Unterirdisch jedoch bilden die verschieden Baumarten zusammen mit Pilzen (und anderen Lebewesen) ein riesiges Netzwerk, über das sie miteinander kooperieren.
So versorgen große Bäume die Kleinen mit Nährstoffen. Auch fließen über das Wurzelwerk Informationen. So melden Bäume, die von Fraßfeinden betroffen sind, ihren Befall an ihre Baumgenossen weiter. Dadurch sind die umstehenden Bäume rechtzeitig in der Lage Abwehrstoffe zu entwickeln.
Vielfalt als Wachstumschance
Mit anderen Worten europäisch geprägte Gesellschaften sind sehr resilient. Auch durch die Vielfalt, die wir einzelnen Individuen zugestehen, kommt es zu einem regen Austausch von Ideen, Konzepten, Erfahrungen, etc., welche die Gemeinschaften befruchten.
Problematisch wird es, wenn wir zu sehr unsere Nährstoff-Quellen ausbeuten, uns in Monokulturen verwandeln lassen oder zu stark organisch gewachsene Prozesse regulieren wollen. Dann schaffen wir die explosive Grundlage für das nächste Element im Wandlungszyklus: dem Feuer. Diese Elementarkraft werde ich euch im nächsten Beitrag vorstellen.
Bildnachweis:
Zweig mit Knospen: wal_172619 auf Pixabay
London Skyline: Paolo Berretta auf Pixabay
Interessante Quellen:
Zhang, H., Die Symbolik der Elemente im östlichen Denken, 2009
Fröhling, Th. & Martin, K., Feng Shui heute, 1999
heiko-schulze.de/der-gallenblasenmeridian
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