
Elementarkraft Metall
Wandlungsphase der Klarheit, Struktur – und Ungleichheit
Um die Wandlungsprozesse in der Natur besser beschreiben zu können, entwickelten die alten Chinesen die Fünf-Elemente-Lehre. Die fünf Elementarkräfte Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser fungieren als Sinnbilder für alle Erscheinungsformen und Dynamiken in der Welt. Das 4. Element Metall verkörpert das Streben nach Klarheit und Ordnung, aber auch nach Entscheidung und Konzentration auf das Wesentliche.
Die Bewegungsform der Wandlungskraft Metall ist die nach innengerichtet Bewegung. Daher ist es kein Wunder, dass dieses Element dem Herbst zugeordnet wird. So ziehen mit abnehmenden Licht und fallenden Temperaturen Bäume ihre Pflanzensäfte in die Wurzeln zurück und trennen sich von überflüssigen Laub und Früchten. Für Mensch und Tier beginnt nun die Zeit des Sammelns und Hortens, um für den Winter gewappnet zu sein.
Das Wesen der Elementarkraft Metall
Das Wort sammeln steht für die systematische Suche nach Dingen und die geordnete Anhäufung selbiger, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verbrauchen oder zu verwerten. Horten wiederum ist das Sammeln von Wertvollen oder Knappen Dingen. Ich finde, diese Definitionen beschreiben die Eigenschaften des Elements Metall sehr gut.
Hier hört es aber nicht auf. Durch die Konzentration eines bestimmten Stoffes, wird dieser automatisch verfeinert, d.h. seine Eigenschaften treten stärker hervor. Auf diese Weise können wir eine größere Klarheit über seine Beschaffenheit und Struktur gewinnen und den Stoff besser für uns nutzbar machen.
Um aber eine Reinheit eines Stoffes oder von einer Gruppe von Dingen zu erreichen, muss mensch nicht dazugehöriges aussortieren. Mit anderen Worten: es muss eine Ent-scheid-ung getroffen werden. Üblicherweise scheidet mensch eine Sache in zwei. Weitere Beispiele für Wörter mit scheiden sind Wegscheide, Ehescheidung oder Schwertscheide.
Bekannterweise hat ein Schwert die Aufgabe Körperteile vom menschlichen Leib abzutrennen – meist mit tödlichem Ausgang. Dadurch erhält der Schwertschwinger die Macht, seine Interessen auf Kosten anderer und gegen deren freien Willen durchzusetzen. Nur so konnten (König-)Reiche erst entstehen.
Asien, der Kontinent des Elements Metall
Die ersten uns bekannten Reiche entstanden in Asien. Diese Entwicklung ist eng mit der Entdeckung und Verarbeitung von Metall verbunden. Die ältesten archäologischen Zeugnisse von bearbeitetem Metall sind über 10.000 Jahre alt und wurden in Westasien (Türkei, Iran) gefunden. Etwa zur selben Zeit wurden die Menschen im fruchtbaren Halbmond sesshaft. Einher ging eine Aufgabenteilung in den Gemeinschaften und die ersten Berufe entstanden.

Nach offizieller Geschichtsschreibung entstanden die ersten Stadtstaaten in Mesopotamien im heutigen Irak.
Doch damit jeder in der Gesellschaft versorgt werden konnte, mussten Vereinbarungen getroffen werden. Denn jemand, der den ganzen Tag das Schmiedefeuer hütete, konnte nicht mehr jagen gehen. Und je größer die Siedlungen wurden, um so komplizierter wurde das Zusammenleben. Deshalb sah mensch sich irgendwann gezwungen allgemeingültige Gesetze festzuschreiben. Als ältester Gesetzestext gilt der babylonische Codex Hammurapi aus dem 18. Jahrhundert v. Christus.
Wiege der Weltreligionen
Etwa zur selben Zeit wie die Hochkulturen in Mesopotamien existierten am Indus die Harappa-Kultur und am Gelben Fluss (Huang He) in China die Xia-Kultur. Beides Kulturen, die bis heute unzureichend erforscht sind. Fakt ist jedoch, dass beide Kulturen ein hohes Maß an metallurgischen Wissen hatten, das im Laufe der Jahrhunderte auf dem Kontinent immer weiter verfeinert wurde (siehe rostfreie Säule in Delhi oder japanische Samurai-Schwerter).
Auch spirituell hat Asien eine große Bedeutung. Im Osten entstanden Religionen wie Hinduismus und Buddhismus. Deren Ziel es ist, sich von allen irdischen Anhaftungen zu befreien, um es dem reinen Geist zu ermöglichen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt auszusteigen.
In Westasien entstanden die Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam – auch Monotheistische Religionen genannt. Wissenschaftlich ist gut belegt, dass im nahen und mittleren Osten über die Jahrhunderte die Götterpantheons immer mehr ausgesiebt wurden bis nur noch einer vorhanden war, der fortan alle göttlichen Eigenschaften auf sich vereinte.

Metall im Feng Shui
Nicht nur die Weltreligionen sind in Asien entstanden, sondern auch Feng Shui und sein indisches Pendant Vaastu Shastra. Beides sind Lehren, deren Ziel es ist, den Menschen mit seiner Umgebung in Einklang zu bringen.
Im Feng Shui spielt das Element Metall eine zentrale Rolle bei der Harmonisierung und Optimierung von Räumen. Per Definition kommen nur Yin-Metall Elemente zum Einsatz, da Yang-Metall für das noch zu bearbeitende Roherz steht. Gold- und Silberschmuck oder Präzessionswerkzeuge wie Skalpelle, Pinzetten oder Nadeln stehen für Yin.
Formen, Materialien und Farben
Die Form des Metallelements ist der Kreis, bzw. die Kugel. Daher werden kreisförmige oder ovale Plätze und runde Bauten dieser Elementarkraft zugeordnet. Ein typischer architektonischer Vertreter ist das Stadion. Hier haben alle Zuschauer:innen gleichgute Sicht auf das Geschehen im Zentrum.
Aber auch Kuppelbauten werden diesem Element zugeordnet. Durch ihre Form zentrieren sie das Chi / Prana im Zentrum des Gebäudes. Aus diesem Grund sind sie bei Gotteshäusern wie Synagogen, Domkirchen und Moscheen beliebt.
Im Innenbereich setzen Feng Shui Berater:innen gerne runde, bauchige und glänzende Objekte wie Spiegel, Vasen oder runde Möbel ein, um eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre zu schaffen. Neben allen metallischen Farbtönen werden die Farben Weiß und Grau dem Element Metall zugerechnet. Aber auch gedeckte Töne wie Taubenblau, Olivgrün und Malve gehören zum Spektrum. Sie erzeugen Eleganz und zeitlose Schönheit.
Metall in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Der Lungen–Meridian bildet zusammen mit dem Dickdarm–Meridian den Funktionskreislauf Metall. Die Lunge ist für die Aufnahme von Sauerstoff zuständig und der Dickdarm sammelt die festen Verdauungsreste aus dem Dünndarm, bevor er sie ausscheidet.
Auf psychischer Ebene steht der Lungen-Meridian (Yin) für das Bekenntnis zum Leben. Mit jedem Atemzug sagen wir: “Ja, ich will.” Über den Atem sind wir mit unserer Außenwelt und unseren Mitmenschen verbunden. Daher ist das Rauchen von Substanzen in vielen traditionellen Kulturen ein wichtiges gemeinschaftliches Ritual.
Der Atem verbindet uns aber auch mit dem Schöpferwesen. Wen wundert es da, dass sich im Fernen Osten und in Indien rund um den Atem Philosophien und Meditationstechniken entwickelt haben. Genannt seien hier Qi Gong, Zen und Yoga.
Beim Dickdarm-Meridian (Yang) geht es um Kontrolle und Grenzen setzen. Ein gut entwickeltes Dickdarm-Lebensprinzip hält an Wertvollem fest und lässt Altes / Überholtes los. Dieses Prinzip heißt aber auch, “Nein.” sagen zu können oder “Bis hierher und nicht weiter!”

Bube der Schwerter: Auch im Abendland kennen wir die Verbindung von Luft und Metall. Es wird angenommen, dass die Ursprünge von Tarot in den hebräisch-kabbalistischen Weisheitslehren liegen.
Wenn wir unser inneres Nein zu lange überhören, dann zeigt sich das schnell durch eine verstopfte Nase oder Darmbeschwerden. Laut Emotionscode produzieren die beiden Metallmeridiane negative Emotionen wie Trauer, Entmutigung, aber auch Verteidigungshaltung, Sturheit und Starrsinn.
Metall im gesellschaftlichen Kontext
Bei Metall liegt es nahe, sich auf die derzeitigen Kriege zu fokussieren. Stattdessen möchte ich auf das Grundübel Ungleichheit eingehen. Zu Beginn des Artikels habe ich die Ent-scheid-ung hervorgehoben. Üblicherweise wird bei einer Entscheidung der Wert einer Sache beurteilt. Es wird abgewägt, wie viel Nutzen das Gut, das Tier oder der Mensch bringt. Meistens wird sich für die vermeintlich wertvollere Sache entschieden.
In Falle der Güter führt der Weg meist in die bekannte Kriegsspirale. Denn wenn jemand etwas Wertvolles besitzt, weckt es Begehrlichkeiten bei anderen. Der Besitzer möchte in der Regel nicht teilen und muss sich nun davor hüten, bestohlen zu werden. Üblicherweise versucht er Diebe durch Mauern fernzuhalten. Diese wiederum versuchen seine Gegner mit Gewalt wieder einzureißen. Ich glaube, ich muss den Prozess nicht weiterausführen.
ungleiche Gesellschaft
Wird hingegen der Wert eines Menschen beurteilt, dann führt das unweigerlich zu Klassengesellschaften, Kastensystemen und Sexismus.
In einer Klassengesellschaft steht eine kleine, wirtschaftlich gutgestellte Gruppe einer großen, wirtschaftlich schlechtgestellten Gruppe gegenüber. In der Regel herrscht die reiche Gruppe über die ärmere Gruppe, weil sie etwas besitzt, was diese braucht. (Wer es ausführlicher wissen möchte, lese das Kapital von Karl Marx.)
Kastensysteme sind in gewisser Weise die Steigerung von Klassengesellschaften. Das bekannteste dürfte wohl das Indische sein. Hier wird die soziale Ungleichheit noch durch religiöse und ethnische Vorstellungen untermauert. Das Worte Kaste kommt übrigens aus dem Portugiesischen / Spanischen und heißt übersetzt Rasse. Casta wiederum leitet sich vom lateinischen castus “rein” ab.
Laut Wikipedia ist “Sexismus (von lateinisch sexus „Geschlecht“) ein Oberbegriff für eine breite Palette von Einzelphänomenen unbewusster oder bewusster Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts.”
Ich sehe dahinter System – und zwar eines, das mindestens seit der Bronzezeit besteht!
So verglichen chinesische Wissenschaftler:innen Skelettfunde aus frühen Landwirtschaftsgesellschaften (Neolithikum, Yangshao-Kultur, ca. 5000-2900 v. Chr.) mit Funden aus der späteren Eastern Zhou-Periode (ca. 771-221 v. Chr.). Die weiblichen und männlichen Skelette der Jungsteinzeit wiesen einen ähnlich guten Gesundheitszustand auf und unterschieden sich kaum in der Körpergröße. In der Eastern Zhou-Periode (Eisenzeit) hingegen zeigten die Frauenskelette deutliche Zeichen von Mangelernährung und waren signifikant kleiner als die Männerskelette. Das lässt auf eine systematische Benachteiligung schließen.
Natürlich beschränkte sich die Untersuchung nur auf eine überschaubare Region in China. Doch ist anzunehmen, das anderorts ähnliche Verhältnisse herrschten.
Fatalerweise entstanden in der Bronze- und in der Eisenzeit die ersten philosophischen und religiösen Schriften, die den zarten Körperbau der Frauen auf Grund des schlechten gesundheitlichen Zustands als typisches Merkmal von Weiblichkeit festschrieben. Deshalb gilt Frau noch heute als das schwache Geschlecht, die auf den Mann, das starke Geschlecht, angewiesen ist.

Sex(ismus) sells
Mit diesem Weltbild macht die Industrie heute noch gewaltige Geschäfte: Frau soll möglichst kurvig aussehen, aber bitte nicht zu kräftig. Und im Gesicht nicht älter als Zwanzig – dass hieße ja sie hätte Lebenserfahrung und könnte gar für sich selbst sorgen!
Der ideale Mann ist der geborene Alpha um die Vierzig. Im besten Fall ist er durchtrainiert, falls nicht, kann er sein Defizit mit Statussymbolen kompensieren.
Aber wehe Frau oder Mann weichen von diesen Stereotypen ab! Dann riskieren sie Diskriminierung und Ausgrenzung.
Aber selbst hier gelingt es der Industrie ein Geschäft daraus zu machen, in dem sie Menschen, die von der angeblichen Norm abweichen, weißmacht, sie wären im falschen Körper geboren.
Im 5. Beitrag wird es mit Sicherheit weniger schneidend zugehen. Denn dann werde ich euch die Wandlungskraft Wasser vorstellen.
Bildnachweis:
Metallskulptur: BriBra from Pixabay
Sumerische Bogenschützen: Hulki Okan Tabak from Pixabay
Fußballstadion Kapstadt: Wouter Marais from Pixabay
Bube der Schwerter: Virgo Gem from Pixabay
50er-Jahre Werbung: Jo Justino from Pixabay
Interessante Quellen:
Fröhling, Th. & Martin, K., Feng Shui heute, 1999
Mandl, Mike, Meridiane. Landkarten der Seele, Bacopa 2020
www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1611742114
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