Herbsttagundnachtgleiche – den Göttern für eine reiche Ernte danken

Von jeher unterteilt die Menschheit das Jahr in Abschnitte. Rund um die Wendepunkte werden weltweit zahlreiche Feste gefeiert. In unserem Kulturkreis kennen die meisten die 4 Sonnenwendfeiern, die die kalendarischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter einleiten. Weniger bekannt hingegen – bis auf Halloween – sind die vier Mondfeste. Der 3. Teil meiner Reihe beschäftigt sich mit dem Herbst-Äquinoktium.

​Wenn zwischen dem 21. und 23. September des gregorianischen Kalenders der Sonnenhöchststand erneut im Zenit des Äquators steht, dann beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Herbst. Ab jetzt werden die Tage wieder spürbar kürzer und die Kräfte der Natur ziehen sich langsam – gemäß des Metallelements – in sich zurück.

Bedeutung von Mabon

Das Herbst-Äquinoktium wird in heutigen schamanisch-spirituellen Kreisen Mabon genannt. Der Name geht entweder auf den walisischen Gott Mabon ap Modron, was so viel wie „Großer Sohn einer großen Mutter“ bedeutet, oder auf den Gott Maponos zurück. Dieser wurde im Norden Britanniens (der Gegend um den Hadrianswall) verehrt und ist ein Gott für Jagd, Jugend, Licht und Fruchtbarkeit. Auch er enthält im Namen eine Referenz zu Sohn. Denn die keltische Endung “-onos” steht für Sohn oder Kind. Ich nehme an, dass es sich bei beiden um die selbe Entität handelt, denn die Namensähnlichkeit ist ziemlich groß.

Der Name des Feiertags wurde allerdings erst in den 1970er-Jahren vom amerikanischen Autor Aidan A. Kelly geprägt, eine Schlüsselfigur in der neopaganen Wicca-Religion. Ein anderer Name für das Erntedankfest lautet Alban Elved und steht für “Licht des Wassers”.

Feste rund um die Herbsttagundnachtgleiche weltweit

In vielen Kulturen / Religionen werden die Feste nach Lunisolarkalendern berechnet. Deswegen werden die meisten Herbstfeiern an Vollmonden rund um die zweite Tagundnachtgleiche im Jahr begangen. Auch hängen die Herbstfeste vielerorts vom Erntezeitpunkt der regionalvorherrschenden Früchte ab.

Herbst-Äquinoktium in Mexiko

Wie schon im Frühling kommen viele Besucher zur Herbst-Tagundnachtgleiche in die Mayastadt Chichén Itzá, um an der Stufenpyramide El Castillo dem Lichtspektakel, wie sich der Leib des Schlangengottes Kukulkán (Quetzalcóatl) die Treppen hinunter windet, zu sehen.

Erntedank in Mitteleuropa

Im deutschsprachigem Raum wird Erntedank meist am ersten Oktober-Sonntag gefeiert. Das hängt mit den christlichen Gebräuchen zusammen. Auf dem Land beginnt der Festtag oft mit einem Dankgebet in festlich geschmückten Kirchen. Zentraler Bestandteil ist die Erntekrone aus Korn. Im Anschluss wird sie durch den Ort zum Festplatz getragen, gefolgt von festlich geschmückten Erntewagen.

In vielen Gebieten Deutschlands werden Jahrmärkte oder Kir(ch)messen zum Erntedankfest abgehalten: Dafür werden viele Karusselle, Los- und Imbissbuden aufgestellt. Das bekannteste Volksfest dürfte das Münchner Oktoberfest sein, das traditionell rund um die zweite Tagundnachtgleiche im September beginnt.

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Laubhüttenfest

Das jüdische Entedankfest SukkotLaubhüttenfest oder Fest der Einsammlung wie es auch genannt wird – findet vom 15. bis 21. des Monats Tischri (September / Oktober im gregorianischen Kalender) statt. Gefeiert wird das Ende der Erntesaison in Israel. Früher lebten die Menschen während dieser Tage in Hütten oder unter einfachen Überdachungen in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten.

Mondfest oder Mittelherbstfest

In Asien wird das Mondfest am 15. Tag des achten Monats im traditionellen Mondkalender – welcher eigentlich ein Lunisolarkalender ist – begangen. Der Name rührt von der Tatsache her, dass die alten Kaiser im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond opferten. Gefeiert wird daher immer zum Vollmond, welcher der Herbsttagundnachgleiche am nächsten liegt.

Auch die Bezeichnung Mittelherbstfest lässt erahnen, dass unsere Vorfahren die Jahreszeiten anders definierten als wir heute. So stellten die Sonnenwendfeiern die Höhepunkte der 4 Jahreszeiten dar, während die sogenannten Mondfeste den Beginn einer solchen verkörperten.

Traditionell verschenken Asiaten an diesem Tag süße oder pikante Mondkuchen an Freunde und Verwandte. Viele Familien machen nächtliche Ausflüge oder vergnügen sich auf bundilluminierten Volksfesten mit Akrobatik und Drachentanz.

Illuminierte Gebäude und Kunstspektakel weltweit

In zahlreichen europäischen, nordamerikanischen und einigen asiatischen Städten findet am ersten Samstag im Oktober die Nuit blanche statt. Erfunden wurde sie 2002 in Paris als ein Festival für zeitgenössische Kunst. Es umfasst bildende Kunst, Performances, Skulpturen, Musik und Lichtspiele.

In Berlin finden gleich zwei Lichterfeste Ende September / Anfang Oktober statt. Das ältere ist das Festival of Lights, welches seit 2005 veranstaltet wird. 2013 kam das Berlin Leuchtet hinzu. Beiden gemein ist, dass Berliner Sehenswürdigkeiten mit farbenfrohen Lichtinstallationen angestrahlt werden.

Im 4. Teil meiner Reihe zu den Jahreskreisfesten werde ich die Traditionen rund um die Winter-Sonnenwende beleuchten.