Oder die gefüllte Leere

In diesem Teil möchte ich über Gedanken, Emotionen sowie Geister als essentielle Verursacher von Raumstimmungen sprechen. Dabei werde ich auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

Die o.g. Aspekte spielen im heutigen architektonischen Diskurs in unserer Hemisphäre keine Rolle. Zum einen liegt es daran, dass in neuen Gebäuden keine / kaum Emotionen eingelagert sind. Denn diese gelangen erst mit den Nutzern ins Gebäude. Andererseits hat es viel mit dem vorherrschenden, rationalen Denken und dem uneingeschränkten Vertrauen in die heutige (Mess-)Technik zu tun.

Technik versus Sinne

Das Wort Rationalität steht für vernunftgeleitetes – und jetzt kommt es – für zweckgerichtetes Denken und Handeln. Das wirft in mir die Frage auf, ob Dingen, die dem menschlichen Verstand (noch) nicht zugänglich sind oder keinem verwertbaren Zweck dienen, ihre Existenz abgesprochen werden darf. Gleiches gilt für unseren Technikglauben. Wir vertrauen heute mehr den (Mess-)Techniken, die in vielen Fällen natürliche Vorbilder haben, mehr als unseren genuinen Messfühlern. Unsere Sinne liefern zwar keine Zahlen, aber sie arbeiten besonders effektiv, wenn es für uns gefährlich wird.

Und welcher Mensch hätte sich 1870 vorstellen können, dass es für uns heute normal ist mit jemanden aus Neuseeland in Bild und Ton zu telefonieren – und das kabellos! Viele physikalischen Phänomene waren zu jener Zeit noch nicht entdeckt oder deren Erforschung steckte gerade in den Kinderschuhen.

Doch zurück zum Thema…

Emotionen

Dass früher in der Architektur Räume nicht nur über Größe, Proportionen, Beschaffenheit, etc. definiert wurden, verdeutlicht der Begriff Genius Loci. Er beschreibt die Aura eines Ortes, die durch Gedanken, Erinnerungen und Handeln der Menschen geprägt ist, die sich dort aufgehalten haben oder noch aufhalten. Gemein ist diesen drei Aspekten, dass sie mit positiven oder negativen Gefühlen verknüpft sind. Diese geben wir stets und ständig an das Energiefeld eines Raumes ab.

Aber nicht nur die “Leere” (siehe Zitat von Laozi) füllen wir mit Empfindungen, sondern auch die in Zimmern enthaltenen Gegenstände laden wir mit deren Energie auf. So besaß eine Klientin von mir ein Klavier, um das alle immer einen großen Bogen machten. Es war sprichwörtlich der schwarze Fleck in der Wohnung und stellte sich während der Energetischen Reinigung als harter Brocken heraus. Ich weiß nicht wie viele Generationen an diesem Klavier üben mussten. Doch wurden in dieser Zeit so viele Wut- und Hassgefühle auf das Musikinstrument übertragen, dass es mittlerweile ein Eigenleben entwickelt hatte.

Dazu muss man wissen, dass sich die Dinge auf den energetischen Ebenen nicht immer so darstellen wie auf unserer Materiellen. So können sich trübe Gedanken als Spinnweben in Ecken absetzten oder negative Gefühle, die man jemanden anderen gegenüber hegt, sich als Dolche, Nadeln oder Pistolenkugeln manifestieren.

Besagtes Klavier war auf den höheren Ebenen zwar ein Instrument – aber ein Belebtes mit der Aggressivität einer Raubkatze!

altes Klavier, bemalte Klaviatur, bepinselt, rot, rosa, grün, blau, gelb, schwarz, weiß, kreativ

Geister

Räume können noch mit komplexeren als Gedanken und Emotionen angefüllt seien. Während in unserer heutigen Kultur Geister oft als Unsinn abgetan werden – weil nicht rational erklärbar – hatten die Römer noch ein ganz anderes Verhältnis zu ihnen. Denn korrekt übersetzt heißt Genius Loci (Schutz-)Geist eines Ortes. Anderswo in der Welt sind Geistwesen noch wesentlich präsenter. Und dass ursprüngliche Ziel von Feng Shui war es, Geister verstorbener Angehöriger gnädig zu stimmen.

Meiner Meinung nach sollte man jedoch zwischen abgespaltenen Seelenanteilen und echten Geistern unterscheiden. So nehme ich während meiner Arbeit abgespaltene Seelenanteile meist in Verbindung mit Möbelstücken wahr. Oft scheinen die Personen mit dem Mobiliar verwachsen zu sein. Wie das ältere Ehepaar in ihren wuchtigen Sesseln, das ich bei einem anderen Termin wahrgenommen habe. Natürlich lebte dieses Ehepaar schon lange nicht mehr in der Wohnung und auch die Sessel gab es nicht mehr. Doch das jahrelange Schweigen zwischen beiden, indem doch so viel gesagt werden wollte, hatte sich auf den energetischen Ebenen eingebrannt.

Echte Geister sind meiner bisherigen Erfahrung nach komplexer. Zwar scheinen die meisten ebenso wie die Seelenanteile keinen großen Bewegungsradius zu haben. Aber man kann mit ihnen kommunizieren. Und meist haben sie ein für sie wichtiges Anliegen, das sie daran hindert in die Anderswelt zu gehen. Und hier wird es knifflig. Denn meist liegt der Auslöser für das Problem soweit in der Vergangenheit, dass es oft kaum mehr möglich ist dem Geist bei der Lösung zu helfen. Da hilft dann oft nur noch Überzeugungsarbeit.

Fazit

Atmosphäre ist von vielen Faktoren abhängig: Zum einen von der Form, ohne die kein Raum existieren kann, und dem Material, über das die Form für unsere Sinne erfahrbar wird, und zum anderen womit der Raum angefüllt ist. Das sind auf der physischen Ebene Gerüche und Licht und auf den höheren Ebenen Gedanken, Emotionen, Seelenanteile und Geistwesen. Mit Energetischem Feng Shui können negative Energien gelöst werden, aber auch Proportionen von Räumen auf den nonphysischen Ebene angepasst werden. Was noch mit dieser Methode erreicht werden kann, erfahren Sie unter Raumgestaltung mit Energetischen Feng Shui.

Bildnachweise:
alter Krankenhausflur: Michael Kauer auf Pixabay
bemalte Klaviatur: b1-foto auf Pixabay

Interessante Quellen:
de.wikipedia.org/Genius_loci