Shivas Bewusstsein vermessen

Moderne Physik und Spiritualität sind sich heute näher als allgemeinhin vermutet. So gelangte die Quantenphysik in den letzten 100 Jahren zu Erkenntnissen, die sich weitestgehend mit den Aussagen östlicher Weisheitslehren decken. Und mit dem Prinzip der Nullpunktenergie kann heute sogar das energetische Potenzial des Universums berechnet werden.

Quantenphysik ist der Bereich der Physik, der sich mit dem Verhalten und der Wechselwirkung kleinster Teilchen befasst. Wobei Teilchen nicht als Materie verstanden werden dürfen sondern als Energiepakete – besser bekannt als Quanten. Eine besondere Rolle spielt in dieser Disziplin der Welle-Teilchen-Dualismus. Demnach weisen Objekte der Quantenphysik gleichermaßen die Eigenschaften von klassischen Wellen wie die von klassischen Teilchen auf.

Wahrscheinlich existent

Auf subatomarer Ebene existieren die Teilchen nicht mit Sicherheit an einem bestimmten Ort, sondern zeigen eher die Tendenz zu erscheinen. In der Quantentheorie werden diese Tendenzen als Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt und hängen mit mathematischen Größen zusammen, die die Form von Schwingungen aufweisen. Daher können Partikel gleichzeitig Wellen sein! Allerdings sind es keine Klassischen wie Wasser- oder Schallwellen sondern “Wahrscheinlichkeitswellen”.

Und was ist nun Nullpunktenergie? Bevor ich darauf eingehe, muss ich erst das quantenmechanische Vakuum erläutern. Es ist ein Raum, aus dem alle Energieteilchen entfernt wurden. Dennoch ist das Vakuum kein Nichts. Das hat mit der Heisenbergschen Unschärferelation zu tun.

Heisenberg erkannte, dass bei der Beobachtung von Quanten nur ein Aspekt genau gemessen werden kann. Alle anderen Messungen werden “unscharf” oder sind schlicht nicht möglich. So kann entweder nur der Ort, an dem ein neues Energieteilchen erscheint, oder dessen Bewegung durch den Raum beobachtet werden. Daraus ergibt sich, dass die Energie im Vakuum nicht Null sein kann; stattdessen unterliegt sie periodischen Schwankungen der Manifestation (Wahrscheinlichkeitswellen). Deshalb sprechen die Wissenschaftler von Vakuum- oder Nullpunktenergie.

Am besten lässt sich die Theorie, die auch Unbestimmtheitsrelation genannt wird, mit einem untertitelten, fremdsprachigen Film erklären. Liegt der Fokus auf den Untertiteln, erfährt der/die Kinogänger*in etwas über den Inhalt der Dialoge. Jedoch fällt es schwer aus dem Text Ironie o.ä. herauszulesen. Liegt die Konzentration hingegen beim Spielgeschehen, ist es fast unmöglich den Untertiteln zu folgen. Dennoch ist beides Vorhanden und läuft gleichzeitig ab.

Physikalischer Effekt ermöglicht es, die Energie des Universums zu vermessen

Als Beweis für die Vakuumenergie gilt der Casimir-Effekt. 1948 sagte der niederländische Physiker Hendrik Casimir voraus, dass sich zwei in einem solchen Vakuum gegenüberstehende Metallplatten auf Grund der Nullpunktenergie anziehen werden. Bereits 10 Jahre später gelang es russischen Forschern den Effekt nachzuweisen. Aber wie ist das möglich?

Fraktale, Quantenfelder, Universum, schwarz, grün, weiß

Wegen des festgelegten Abstandes der parallel zueinander stehenden Platten, können sich in dem Spalt nur Energieteilchen manifestieren, deren Frequenzlänge dem Abstand des Zwischenraums entspricht. Außerhalb der Platten sind hingegen unendlich viele Frequenzen von Wahrscheinlichkeitswellen möglich. Dadurch baut sich an beiden Platten eine messbare Kraft auf, die diese zusammendrückt. Mit Hilfe des Casimir-Effekts sind die Quantenphysiker in der Lage, den Energiegehalt des Universums zu berechnen.

Parallelen zur Spiritualität

In Bezug auf die Shiva-Shakti-Philosophie entspricht Brahma dem (Welt-)Raum und Shiva – sein Bewusstsein – der Summe aller Quantenfelder. Wenn mensch Quantenfelder als die “möglichen Gedanken” Shivas auffasst, so sind Energie-Teilchen durch Shakti “wahrgewordenen Gedanken”. Und das rhythmische Liebesspiel des Götterpaares beschreibt den Wellencharakter, mit der Teilchen sich in einem bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort zeigen (Welle-Teilchen-Dualismus). Und die Nullpunktenergie wiederum beschreibt die Potenz von Shivas Bewusstsein.

Der o.g. Vergleich ist meine Interpretation. Doch fällt beim Studium von Biografien moderner Physiker auf, dass sie sich im Laufe ihres Lebens ausgiebig mit dem Buddhismus, den hinduistischen Religionen oder mit der Metaphysik der alten Griechen auseinandergesetzt haben.

Bildnachweise:
Kosmisches Bewusstsein: Energy of Human Mind (284592100) von agsandrew – stock.adobe.com
Quantenfeld: Garik Barseghyan auf Pixabay

Interessante Quellen:
Das Tao der Physik von Fritjof Capra, erschienen 2012 (Neuausgabe) beim O.W. Barth Verlag
de.wikipedia.org/Nullpunktsenergie
www.youtube.com
www.yoga-vidya.de
www.harmonic21.org/quinta-essentia-das-geheimnis-der-freien-energie