Wintersonnenwende – die (Wieder-)Geburt des Lichts feiern

Seit jeher unterteilt der Mensch das Jahr in Abschnitte. Rund um die Wendepunkte werden weltweit zahlreiche Feste gefeiert. In unserem Kulturkreis kennen die meisten die 4 Sonnenwendfeiern, die die kalendarischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter einleiten. Weniger bekannt hingegen – bis auf Halloween – sind die vier Mondfeste. Der 4. Teil meiner Reihe ist der Wintersonnenwende gewidmet.

Wenn zwischen dem 20. und 22. Dezember des gregorianischen Kalenders der Sonnenhöchststand im Zenit des südlichen Wendekreises steht, dann beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Winter. Wir erleben zu diesem Zeitpunkt den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Danach werden die Tage wieder länger. In den meisten Kulturen auf der Nordhalbkugel sind die Feierlichkeiten rund um die Wintersonnenwende Feste der (Wieder-) Geburt.

Weihnachten – stille Nacht, heilige Nacht

In Gebieten, in denen das Christentum vorherrscht, ist es wohl das wichtigste Familienfest des Jahres. Gefeiert wird die Geburt des Jesuskindes in einem Stall zu Betlehem, welches von den 3 Weisen aus dem Morgenland mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt wurde. Und um die Tradition des Beschenkens dreht sich das ganze Fest. Je nach Region variiert der Zeitpunkt der Geschenkübergabe: Im deutschsprachigen Raum bringt der Weihnachtsmann die Geschenke am Heiligabend (24.12.), im englischsprachigen Raum erst am Morgen des 1. Weihnachtstag (25.12.). In den Niederlanden bekommen Kinder ihre Geschenke schon zu Nikolaus (6.12.) und im spanischsprachigen Raum erst zum Dreikönigstag (6.1.).

Ansonsten dürften alle anderen weihnachtlichen Bräuche heidnischer Natur sein. So gehen unsere geschmückten Weihnachtsbäume auf den germanischen Brauch zurück, sich immergrüne Gehölze ins Haus zu holen. Und unsere heutigen Weihnachtskugeln ersetzen seit Mitte des 19. Jh. Äpfel, die zusammen mit Nüssen in die Zweige gehängt wurden. Vermutlich sollten sie die Wiederkehr des Frühlings und der Sonne symbolisieren. Ebenso wie Kerzen für die Wiederkehr oder -geburt des Lichts stehen.

Das Christentum war schon immer gut darin, Traditionen anderer Religionen für seine Zwecke umzumünzen. In den skandinavischen Ländern hat sich zumindest der nordgermanische Name Jul / Yule für das Mittwinterfest erhalten.

Anderorts wurde der Tag bzw. die Nacht Modranecht (Mutternacht) genannt. In der tiefsten aber zugleich heiligsten Nacht gebiert die große Göttin tief im Schoss der Erde das Sonnenkind – Symbol für das immer wiederkehrende Licht.

Mit dieser Nacht beginnen auch die 12 Raunächte. In dieser Zeit gingen die Germanen und Kelten nicht ihrem gewohnten Tagewerk nach, sondern betrieben Rückschau und hielten Rituale ab, um die Götter für die kommenden 12 Monate gnädig zu stimmen.

​Sonnenkulte der Römer

Aber warum feiern wir Weihnachten nicht in der längsten Nacht des Jahres? Nun das hängt mit den römischen Sonnenkulten und dem julianischen Kalender zusammen. Zu Zeiten Caesars fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember. Die Einwohner Roms feierten an diesen Tag die Geburt ihres Sonnengottes Sol Invictus. Im Jahre 336 n. Chr. beschloss Papst Julius (336 – 352 n. Chr.) diese Feierlichkeiten durch ein christliches Fest zu ersetzen. Ab diesen Zeitpunkt wurde Christus mit dem „Licht der Welt“ gleichgesetzt. Bei der Einführung des gregorianischen Kalenders 1582 n. Chr. wurde das Datum beibehalten und die Koppelung mit der Wintersonnenwende aufgelöst.

Wichtiger als die Überschreibung von Sol Invictus dürfte es der Kirche jedoch gewesen sein, dem im gesamten Mittelmeerraum verbreiteten Mithraskult etwas entgegenzusetzen. Mithras galt als mythologische Personifizierung der Sonne und wurde ebenfalls als wiedergeborener Sohn Gottes verehrt. Und es gab weitere Parallelen zum Christentum wie z. B. das Taufritual, das Abendmahl und die Kreuzsymbolik.

Mittwinter in Zentralasien

Entlehnt wurde die Gottheit von römischen Soldaten aus Persien. Belegt ist seit dem 14. Jhd. v. Chr. ein indo-iranischer Gott namens Mithra, der aus der Erde geboren und als Sonnengott verehrt wurde. Seine Name bedeutet soviel wie Licht, Liebe, Barmherzigkeit, Freundschaft / Freundlichkeit, Mitgefühl oder Vertrag und seine Aufgabe war es, über die rechte Ordnung im Kosmos und auf Erden zu wachen.

In der Yalda-Nacht feiern die Menschen im persischen Raum die Geburt von Mithra. Und wie Weihnachten bei uns ist es ein Familienfest. Traditionell werden an diesem Abend Melonen, Granatäpfel, Trauben und Backobst gereicht, während aus der Gedichtsammlung des berühmten persischen Dichters Hafis vorgelesen wird. Ein weiterer Brauch ist das Entzünden eines großen Feuers, das Licht und Hoffnung repräsentiert.

​Wintersonnenwende in Fernost

Chinesen, Koreaner, Japaner und Vietnamesen zelebrieren ebenfalls die Wintersonnenwende. In China wird der Tag Dong Zhi genannt, was wörtlich „Winterextrem” heißt. Für die Asiaten ist nun das maximale Yin – sprich Dunkelheit und Kälte – erreicht.

Von nun an dürfen wieder die Yang-Eigenschaften Licht und Wärme in die Welt zurückkehren.

An Mittwinter kommen die Familien zusammen, um den Himmel und ihre Ahnen zu verehren. Serviert werden an diesen Tag Gerichte mit Klebereis, der oft zu Glückstieren geformt wird, und ein leicht alkoholischer Reiswein. In Korea und China ist der Tag auch ein “allgemeiner Geburtstag”, an dem jeder ein Jahr älter wird.

In Japan zelebrieren die Anhänger der Shinto-Religion mit Tohji-Taisai die Sonnengöttin Amaterasu. Nachdem der Sturmgott Susano-o sie verärgert hatte, hatte sie sich in eine Höhle zurückgezogen. Aus dieser konnte sie erst wieder durch Musik und Tanz hervorgelockt werden.

​Bezwingen der gefiederten Schlange

Ein wichtiger Teil ihrer Mittwinterzeremonie halten die Hopi-Indianer in Höhlen oder Kavernen ab. Dabei kämpft der Träger des Sonnenschildes symbolisch gegen Dürre, Feuer, Dunkelheit und Kälte. Aber sein Hauptgegner ist die schwarzgefiederte Schlange, die ihn versucht zu verschlingen. Dies kann nur verhindert werden, durch Nahrungsopfer, welche der Schlange ins Maul geworfen werden.

Auch kehren an diesen Tag die Kachinas (Naturgeister) aus den Bergen zurück und begleiten die Hopis bis zur Sommersonnenwende. Bei ihrer Ankunft bringen sie den Kindern Geschenke mit.

Mit Jul / Yule sind nun die Sonnenfeste des Jahreskreises abgeschlossen. Das nächste Jahr werde ich den sogenannten Mondfesten widmen. Als erstes Mondfest stelle ich euch Imbolc bzw. Lichtmeß vor.

Bis dahin wünsche ich Euch besinnliches Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.

Eure Claudia

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