Sommersonnenwende – Fest der Liebe, ausgelassener Freude und magischer Erlebnisse

Seit jeher unterteilt der Mensch das Jahr in Abschnitte. Rund um die Wendepunkte werden weltweit zahlreiche Feste gefeiert. In unserem Kulturkreis kennen die meisten die 4 Sonnenwendfeiern, die die kalendarischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter einleiten. Weniger bekannt hingegen – bis auf Halloween – sind die vier Mondfeste. Der 2. Teil meiner Reihe ist der Sommersonnenwende gewidmet.

Wenn zwischen dem 20. und 22. Juni des gregorianischen Kalenders der Sonnenhöchststand im Zenit des nördlichen Wendekreises steht, dann beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Sommer. Wir erleben zu diesem Zeitpunkt den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Danach werden die Tage wieder kürzer.

Zelebriert wird der Tag vorwiegend in den nördlichen Breiten, weil der Effekt der unterschiedlichen Tag- und Nachtlängen immer deutlicher wird, je weiter man Richtung Nordpol reist. So steht die Sonne zum Sommersolstitium in Hamburg schon rund eine Stunde länger am Himmel als in München.

Die Fülle und Wunder von Mutter Erde feiern

Die Natur entfaltet jetzt ihre größte Kraft: Alles grünt und erste Früchte konkurrieren mit üppiger Blütenpracht. Und so wundert es nicht, dass Litha den großen Fruchtbarkeitsgöttinnen wie Demeter, Freya oder Ishtar gewidmet ist. In den alten Zeiten war das Fest mit vielen erotisch-ekstatischen Elementen aufgeladen. So sollen die Germanen und Kelten nackt, nur mit einen Schurz aus Kräutern bekleidet, ums Feuer getanzt seien. Und auch der Konsum berauschender / bewusstseinserweiternder Getränke war Bestandteil der Feierlichkeiten.

Zudem wird gesagt, dass zur Sommersonnenwende die Grenzen zwischen den Anderswelten besonders durchlässig sind. So sollen sich Feen, Elfen, Kobolde aber auch Götter gerne unter das feiernde Volk mischen. Das bekannteste literarische Werk, das dieses Thema aufgreift, ist Shakespeares Sommernachtstraum, welches im Original “A Midsommer nights dreame” heißt.

Gebrochene Strahlkraft

Mittsommer trägt aber auch den Keim des Dunkeln in sich – die Tage werden von nun an wieder kürzer. Dieser Umstand findet sich in der Geschichte des germanischen Sonnengottes Baldurs wieder.

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Die Tarotkarte die Herrscherin steht stellvertretend für die Fruchtbarkeitsgöttinnen Demeter, Freya oder Ishtar. Sie verkörpert die uneingeschränkte Fülle des Lebens, sowie die unerschöpfliche Kraft der Natur, die immer wieder Neues hervor bringt.

Er wird tödlich von einem Pfeil getroffen, als seine (Strahl-)Kraft am größten ist. Dieses Schicksal teilt er mit vielen europäischen und vorderasiatischen Sonnengöttern wie Dionysos, Mithras oder Dumuzi.

Auch der Heilige Johannes, dessen Feiertag, der 24. Juni, von der katholischen Kirche dem heidnischen Fest übergestülpt wurde, steht in dieser Tradition. So verlangte Salome, die Tochter des Herodes, nach einem erotisch-ekstatischen Tanz als Belohnung das Haupt des Johannes auf einem goldenen Tablett (beides Sonnensymbole).

Sommersonnenwendrituale

Mit oder ohne (christlich-)religiösen Überbau weisen die heutigen Feierlichkeiten rund um Litha viele Parallelen auf. Hier ein paar Beispiele von der Nordhalbkugel:

Nordeuropa

Mittsommer ist nach Weihnachten für viele Nordeuropäer die wichtigste Feier des Jahres. Familien kommen zusammen, es wird ausgiebig gegessen und getrunken und ausgelassen gesungen. In Schweden tanzen Menschen mit Blumen bekränzet um die Midsommarstång. Ein Brauch der stark an den deutschen Tanz um den Maibaum erinnert.

Südosteuropa

In Bulgarien gehen die Frauen vor Sonnenaufgang in die Natur und sammeln Kräuter, weil sie zu diesem Zeitpunkt die größte Heilkraft haben sollen. Ein anderer Brauch ist es über schwelende Glut zu tanzen.

Auch in Kroatien haben Freudenfeuer eine wichtige Bedeutung. Hier springen junge Paare für eine glückliche und fruchtbare Beziehung über die Flammen. Und mancherorts werfen Eltern ihre Kinder übers Feuer, damit sie im nächsten Jahr gesund bleiben.

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Drachenbootrennen in Hong Kong

China

Wie in Europa ist die Sommersonnenwende ein Anlass zum Feiern. Traditionell werden hier Nudelgerichte gegessen. Auch finden in dieser Zeit in den wasserreichen Gegenden Südchinas Drachenbootrennen statt. Seit einigen Jahren erfreuen sich diese sportlichen Wettkämpfe weltweit großer Beliebtheit.

Litha – ein Fest der mystischen Rituale und der Einweihungen

Im britischen Stonehenge zelebrieren jedes Jahr mehr als 10.000 Hippies und Druiden den Sonnenaufgang im magischen Steinkreis.

Und für die Ureinwohner Kanadas ist es der Auftakt zu mystischen Initiationsriten, bei denen Jugendliche mehrere Tage allein in der Wildnis verbringen, um in Kontakt mit ihren Krafttieren zu kommen.

Seit 2015 ist der 21. Juni der internationale Tag des Yoga. Laut den Indern war es der erste Tag an dem Shiva begann Yogaübungen an die Menschen weiterzugeben.

Zeit für Kunst und Kultur

Die langen Tage sind ideal für kuturelle Veranstaltungen. Im russischen St. Petersburg sind die Weißen Nächte ein Highlight für Einheimische und Touristen. Es finden viele Konzerte und Veranstaltungen statt. Beliebtes Spektakel ist das Scharlachrote Segel. Begleitet von Feuerwerk fährt ein Schiff mit roten Segeln die Newa herauf. Es ist die größte Feier von Schulabsolventen in Russland und wird sogar im Fernsehen übertragen.

Weltweit wir am 21. Juni die Fête de la Musique gefeiert. Erfunden wurde sie Anfang der 1980er Jahre in Frankreich. Seitdem treten Amateur- und Profimusiker kostenlos im öffentlichen Raum auf und erfreuen ihre Zuhörer mit Stücken von Klassik bis Rock.

Im 3. Teil meiner Reihe zu den Jahreskreisfesten wird es um die Herbst-Tagundnachtgleiche gehen – die Zeit, in der die Früchte des Jahres eingefahren werden.