Frühlingstagundnachtgleiche – hoffnungsvoll ins neue Jahr

Seit jeher unterteilt der Mensch das Jahr in Abschnitte. Rund um die Wendepunkte werden weltweit zahlreiche Feste gefeiert. In unserem Kulturkreis kennen die meisten die 4 Sonnenwendfeiern, die die kalendarischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter einleiten. Weniger bekannt hingegen – bis auf Halloween – sind die vier Mondfeste. Beginnen möchte ich meine Reihe zu den Jahreskreisfesten mit der Frühlingstagundnachtgleiche.

Wenn zwischen dem 19. und 21. März des gregorianischen Kalenders der Sonnenhöchststand im Zenit des Äquators steht, dann beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Frühling. An diesem Tag sind, wie der Name schon sagt, Tag und Nacht gleich lang. Danach verschiebt sich das Verhältnis zu Gunsten der Tageslänge.

Licht und Wärme kehren zurück

Die vermehrte Sonneneinstrahlung und die einhergehenden steigenden Temperaturen lassen die Natur aus ihrem Winterschlaf erwachen. In den gemäßigten Klimazonen beginnen die Bäume Blätter auszutreiben und auf den Wiesen stecken die Krokusse, Narzissen und viele andere Frühlingsblüher ihre Blüten aus dem hellgrünen Gras. Erste Insekten zeigen sich und Vögel zwitschern um die Wette.

In heutigen schamanisch-spirituellen Kreisen in Europa wird das Frühjahrs-Äquinoktium Ostara genannt. Der Name soll auf die (Licht-)Göttin Eostrae / Ostara zurückgehen. Wissenschaftlich ist jedoch weder die Göttin noch das Fest zur Tagundnachtgleiche sicher belegt. (Genaueres darüber könnt ihr in meinen Artikel über das Osterfest nachlesen.) Wahrscheinlich war dieser Tag nur für die sternenkundigen Druiden der Kelten und Germanen wichtig.

Feste rund um die Frühlingstagundnachtgleiche weltweit

In vielen Kulturen / Religionen werden die Feste nach Lunisolarkalendern berechnet. Deswegen werden die meisten Frühlingsfeiern an Vollmonden rund um die erste Tagundnachtgleiche im Jahr begangen.

Pessach-Fest

Neben Ostern ist Pessach in unserer abendländischen Kultur das wohl bekannteste Frühjahrsfest. Es beginnt am 15. Tag des jüdischen Monats Nisan – dem 1. Frühlingsvollmond nach dem Äquinoktium. Aus diesem Grund kann das Datum wie bei Ostern zwischen Ende März bis Mitte April liegen. Während des 7 bis 8-tägigen Fests gedenken die Juden der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei und des Auszuges des Volkes aus Ägypten vor etwa 3000 Jahren.

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Holi-Fest

Das indische Frühlingsfest wird am ersten Vollmondtag des Monats Phalgun (Februar/März) gefeiert und ist eins der farbenfrohsten Feste der Welt. Es dauert normalerweise einen Tag und eine Nacht. In dieser Zeit sind die Schranken zwischen den Kasten aufgehoben. Die Menschen kommen zusammen und feiern mit viel Farbpulver und Wasser, dass im Frühjahr wieder alles zu wachsen und zu sprießen beginnt.

Noruz

Es gibt auch Feste, die direkt am Tag des kalendarischen / astronomischen Frühlingsanfangs gefeiert werden. Hierzu gehört das zentralasiatische Fest Eyd-e Noruz (wörtlich: das Fest des neuen Tages). Seit über 3000 Jahren leitet es das Neujahr ein und wird von Persern, Turkvölkern und anderen zentralasiatischen Völkern begangen. Seine Wurzeln liegen in der altpersischen Religion des Zoroastrismus. Noruz ist nicht nur ein Neujahrsfest, sondern symbolisiert auch die Wiedergeburt der Natur und eine symbolische Erneuerung des menschlichen Wesens. Diese Reinigung findet oft mit einem Sprung übers Feuer statt.

Frühlingstagundnachtgleiche in Mexiko

Die Ureinwohner Mexikos zelebrieren ebenfalls das Frühlings-Äquinoktium. Jedes Jahr erklimmen am Morgen des Frühjahrsanfangs tausende Menschen die 360 Stufen der Sonnenpyramide von Teotihuacán bei Mexiko-Stadt, um die spirituelle Kraft der Sonne in sich aufzunehmen.

In der Mayastadt Chichén Itzá warten die Besucher gespannt darauf, dass sich an den Treppen der Stufenpyramide El Castillo, der Leib des Schlangengottes Kukulkán (Quetzalcóatl) zeigt.

Und die Nachfahren der Totonaken und Huasteken im Bundesstaat Veracruz zelebrieren den ersten Jahrestag mit einer Mischung aus Bungee-Jumping und Tanzakrobatik. Dazu lassen sich 4 Mann – die Voladores – an Seilen von einer maibaumähnlichen Konstruktion kopfüber in die Tiefe fallen. Durch die Drehung wickeln sich die Taue vom Pfosten ab und die Akrobaten schweben in immer grösser werdenen Bahnen zu Boden. Jeder Tänzer vollführt dabei 13 Umdrehungen, die für die 13 Wochen einer jeden Jahreszeit stehen.

Allen Frühlingsfesten gemein ist der Erneuerungs- und Reinigungsaspekt. In vielen Kulturen wird der Winter buchstäblich ausgekehrt. Die Reinigung des Körpers wird oft durch einen Sprung übers Feuer oder durch rituelle Waschungen vollzogen. Als symbolische Zeichen der Erneuerung und Fruchtbarkeit spielen Blumen und Tiere wie Hasen und Bienen eine wichtige Rolle. Das wohl bekannteste Symbol ist jedoch das Ei. Es ist Teil vieler Rituale, die oft für große Erheiterung auf den (Familien-)Festen sorgen.

Im 2. Teil meiner Reihe zu den Jahreskreisfesten wird es um die Sommersonnenwende gehen.